„Die Einnahme Yorktowns ist der Friede“ – mit diesen Worten ermutigte General Friedrich Wilhelm von Steuben seine Truppen am Abend vor der Entscheidungsschlacht gegen die englischen Besatzer. Das Zitat kennzeichnet gleichzeitig den Wendepunkt des siebenjährigen Krieges: Nach der Kapitulation der feindlichen Armeen wird die Übergabe der Stadt Yorktown durch den besiegten General Cornwallis zum symbolischen Akt für die Unabhängigkeit Amerikas von der britischen Krone. Ein historisches Ereignis, das 1881 – zum 100. Jahrestag – daselbst mit einer glanzvollen „Centennial-Feier“ gewürdigt wird.

Weil Steuben keine leiblichen Nachkommen hat, beschließt der Festausschuß unter Leitung des damaligen US-Staatsekretärs George Blaine, alle deutschen Verwandten des Generals zu Teilnahme an des Festlichkeiten einzuladen. Darauf machen sich sieben Steubensche Offiziere und Beamte auf den Weg nach Yorktown: Leutnant Anton von Steuben, Leutnant Berndt von Steuben, Leutnant Cuno von Steuben, Hauptmann Eugen von Steuben, Hauptmann Fritz von Steuben und Hauptmann Richard von Steuben. An ihrer Spitze der 56-jährige Oberst Arndt von Steuben. Nach einer Antlantiküberquerung mit dem deutschen Dampfschiff „Herder“ betritt die Delegation am 13. Oktober 1881 amerikanischen Boden.

In seinen Tagebuchaufzeichnungen schildert der amerikanische Chronist William C. Bryant die Ankunft der Ehrengäste und den Ablauf der Festlichkeiten:

„Das Schiff langte im Hafen an, von den Festungswerken donnerten die Kanonen, die Matrosen bemannten die Rahen und brachten ein dreifaches Hurra aus. Als Oberst von Steuben aber auf das Land trat, schwang er seine Pickelhaube und rief „Hoch lebe Amerika!“ Tausend und tausend Stimmen fielen in den Ruf ein und umdrängt von der jubelnden Menge wurden die Ehrengäste in bereitstehenden Staatswagen nach dem vornehmsten Gasthofe gefahren, wo am Nachmittag ein Empfang und am Abend ein Festmahl abgehalten wurde.

Bei diesem Festessen wurden feurige, begeisternde Reden von beiden Seiten gehalten. Der „Baron“ ward in schwungvollen Reden, in Prosa und Poesie gefeiert. US-Generalanwalt Steven Ward machte auf die Vorteile aufmerksam, welche den Vereinigten Staaten aus der deutschen Einwanderung erwachsen. Oberförster von Steuben brachte zum Schluß ein Hoch auf die Union und hob hervor, daß ein Land, welches in solcher Weise einen seiner Toten ehre, sich dadurch selbst achte. Danach wurden die Festteilnehmer zum „Everett House“ am Union Square gefahren, um dort von der großen Plattform aus den Vorbeimarsch der deutschen Vereine New Yorks anzusehen. Nach neun Uhr begann das Defilieren der Milizregimenter, einer Batterie Artillerie, der Veteranen mit einer großen Anzahl ehrwürdiger, zerschossener Fahnen, der Turner, Schützen und Sänger – die Begrüßungen und Hurrarufe wollten kein Ende nehmen. Endlich waren alle Korporationen vorbeimarschiert und hatten an den ihnen zugewiesenen Plätzen Posten gefaßt. Ein vieltausendstimmiges Hoch auf die Gäste erscholl, dann ertönte - ausgeführt von einer Musikkapelle – die „Wacht am Rhein“. Darauf folgte die „Marseillaise“, „Heil Columbia“ und der „Yankee Doodle“.

Nachdem nun noch der Schillerbund „Kriegers Auszug“ vorgetragen hatte, ward den „Gästen und Nachkommen des Freiheitskämpfers Friedrich Wilhelm von Steuben“ und dem gesamten deutschen Vaterlande ein Hoch dargebracht, in welches alle Anwesenden mit Enthusiasmus einstimmten. Jetzt trat Oberst Arndt von Steuben vor und tiefe Stille trat plötzlich ein. Mit klarer Stimme dankte er für den großartigen Empfang und schloß seine Rede mit einem Hoch auf die deutschen Gesellschaften und das gesamte amerikanische Volk. Das Hurrarufen, der Jubel, das Hüteschwenken der Bevölkerung von Yorktown wollte kein Ende nehmen. Reden und Musik wechselten miteinander ab, die Festlichkeiten dauerten bis spät in die Nacht ......“

Die denkwürdige „Centennial-Feier“ in Yorktown beginnt am 17. Oktober 1881 und dauert insgesamt fünf Tage. Sie wird nicht nur zur glanzvollen Gedenkfeier für die amerikanische Unabhängigkeit sondern auch zur eindrucksvollen Demonstration der deutsch-amerikanischen Freundschaft. Eine Lithographie im badischen Hohenzollern-Schloß in Hechingen erinnert bis heute an das denkwürdige Ereignis: Sie zeigt den US-General mit den Portraits der sieben Steubenschen Ehrengäste.

Steubensche Offiziere in Königlich-preußischen Diensten (Gemälde von 1881, Original im Schloß Hohenzollern-Hechingen). Von links nach rechts: Leutnant Anton, Leutnant Berndt, Leutnant Cuno, Hauptmann Eugen, Haupt-mann Fritz, Hauptmann Richard, Oberst Arndt von Steuben. In der Mitte das Portrait des amerikani-schen Generalmajors und späteren US-Generalinspekteurs Friedrich Wilhelm von Steuben

 


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