Auch der Ursprung der Steubenschen Familie geht auf das Lehnsrecht zurück. Als gesichert gilt, daß ein Steuben
als Feldoberst Karls des Grossen, in dessen Gefolge er in die Mansfelder Gegend kam, für seine Verdienste im Jahre
845 Land erhalten hat und auf einer Anhöhe bei Gerbstedt eine Burg mit einem Wachturm errichtete. Dazu eine kleine
Kapelle (St. Annen-Kapelle), in der die vom Kaiser besiegten heidnischen Sachsen und Wenden der Umgegend zum Christentum
bekehrt und getauft wurden. Die Grundmauern dieser als "Warteschloß" bezeichneten Anlage - dem Ursprung des späteren
Rittergutes Gerbstedt - wurden im Jahre 1856 freigelegt. Heute erinnert an die ehemalige Festung nur noch der sogenannte
"Wartestein", ein 2 mal 2 Meter großer Granitfelsen. Das gesamte ehemalige "Wartefeld" mit seiner damals ca. 209 Hektar
großen Gesamtfläche nordwestlich von Gerbstedt wird seitdem als Stammsitz der Steubens angesehen. |
Der Umfang der Ländereien wuchs in der Folge durch Erwerbungen des Nonnenklosters Gerbstedt, das 985 durch Herzog Riddag
von Meissen und dessen Schwester Eilsuit (Alabia) gegründet wurde. Nach der Säkularisierung 1564-65 wurden diese Besitzungen
von den Mansfelder Grafen eingezogen und im Jahre 1586 dem gräflichen Feldobersten von Plotho als Pfandschilling überlassen.
Auf diese Weise kam auch das klösterliche Vorwerk Tresewitz in den Steubenschen Besitz: 1653 kaufte Martin Christoph von Steube
die Domäne für 3.150 Thaler, für weitere 1.850 Thaler erwarb er 1669 auch das geschichtsträchtige "Welfesholz"
(siehe oben "Die Schlacht am Welfesholz") zusammen mit weiteren 3 Hufen Land und dem Recht auf den "Zehnten". Tresewitz wurde
jedoch nicht als Herrensitz genutzt, sondern lediglich von einem Verwalter bewirtschaftet. |
Die urkundliche Belehnung des Rittergutes Gerbstedt (untere Gerichtsbarkeit) geht auf das 15. Jahrhundert zurück. Hartwig Steube
übernahm den Besitz nach 1442 zusammen mit der Bauernschaft Ribbesdorf (nördlich von Gerbstedt) als Lehn von den Grafen Volker
und Gebhard von Mansfeld (seit 1400 bestand ein verbrieftes Anwartschaftsrecht, eine Erstbelehnung ist nicht überliefert).
Letzter Lehnsmann war Christian Ernst von Steuben. Er versuchte vergeblich, den zuletzt hochverschuldeten Besitz vor dem
drohenden Zwangsverkauf zu bewahren. Am 10. September 1720 wurde das Anwesen zunächst an die Königlich-preußische Verwaltung
verpfändet, drei Jahre später konnte auch eine Anleihe von 20.000 Thalern den endgültigen Verlust nicht mehr verhindern: Im Jahre
1738 kaufte Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. das Rittergut mit den dazugehörigen Ländereien für 42.775 Thaler von der Familie
von Steuben, übernahm von der Familie von Plotho auch den benachbarten Klosterhof und vereinigte beide Besitzungen unter dem
neuen Namen "Amt Gerbstedt" zum Amtssitz für seinen jüngsten Sohn Prinz Ferdinand von Preußen. |
Bis zum Jahre 1810 blieb das Amt Gerbstedt im Eigentum des preußischen Prinzen, dann kaufte es der Oberamtmann Johann Friedrich Neumann.
Er vererbte den Besitz an seinen Sohn Friedrich Wilhelm von Neumann, der als Königlich-preußischer Legationsrat in den Adelsstand
erhoben wurde. Durch die Heirat seiner Tochter kam das Anwesen später in den Besitz der Grafen von der Schulenburg. 1945 wurde die Familie enteignet. |
Die Burg Friedeburg, einer von mehreren Herrensitzen der Mansfelder Grafen, war nachweislich seit Ende des 13. Jahrhundert Wohnsitz der Steubens,
die dort über viele Jahrhunderte zusammen mit anderen Adelsfamilien ein Burglehn besaßen. Auch die Bauernschaften Zöllwitz (heute Zellewitz), Themer und
Wildenberg (nördlich von Friedeburg) gehörten zu diesem Besitz. Sie waren an das Burglehn gebunden und wurden von den Steubenschen Lehnsmännern auf den
jeweils ältesten Sohn weitervererbt. Als Enklaven des Benediktiner-Klosters Alsleben (gegründet 979) unterstanden sie der Lehnsherrschaft von Erzbischof
Burchard III. von Magdeburg und waren der oberen Gerichtsbarkeit zugeordnet. Das Burglehen auf Friedeburg (Lehnsherren waren die Grafen von Mansfeld)
gehörte dagegen zur unteren Gerichtsbarkeit, ebenso das Friedeburger Rittergut (Lehnsnehmer war das anhaltinische Adelsgeschlecht von Wülcknitz.
Ihnen folgte Ende des 16. Jahrhunderts die prignitzsche Adelsfamilie von Platen). Im Jahre 1721 wurde Friedeburg von den Lehnsherren verkauft, die
Ländereien auf mehrere andere Lehnsmänner verteilt. |
Mit dem Klostergut Wendhusen (untere Gerichtsbarkeit) in Thale wurde Lorenz Steube von den Grafen von Regenstein und Blankenburg belehnt, als
Anerkennung seiner Verdienste im Krieg (1553) gegen Kurfürst Moritz von Sachsen. Nach Maßgabe der Lehnsurkunde vom 3. Mai 1558 ging das Anwesen im Jahre
1562 in den Alleinbesitz des Lorenz Steube über, nachdem der Vorbesitzer Cunz von Watzdorff im selben Jahr ohne Erben verstarb. In den folgenden Jahren
übernahm Lorenz Steube mehrere Bürgschaften für das hochverschuldete Grafenhaus Regenstein, die ihn letztlich selbst in große finanzielle Schwierigkeiten
brachten. Sein Urenkel Christoph Otto von Steuben verpfändete das Gut im 17. Jahrhundert schließlich an die Familie von Wartensleben, um das von ihm erworbene
Schloß Schnaditz finanzieren zu können. Otto Werner von Steuben, Sohn des Christoph Otto, löste das Gut Wendhusen jedoch schon wenige Jahre später wieder aus -
er wollte die Begräbnisstätten seiner Ahnen zurück in den Steubenschen Familienbesitz bringen. Der Preis dafür, eine Hypothek auf das Rittergut Gerbstedt und
eine zusätzliche Kreditaufnahme von 10.000 Thalern, führte später zum endgültigen Verlust: Nach dem Tode des Otto Werner - er hinterließ einen Schuldenberg von 4
2.000 Thalern - wurde das Gut Wendhusen sequestriert und am 26. April 1723 für 25.000 Thaler von Franz Hartwig übernommen, einem fürstlichen Amtmann aus Klostermansfeld.
Seine Erben verkauften es im Jahre 1800 an die Familie Bussche von dem Streithorst, die es bis zur Enteignung im Jahre 1945 in Besitz hatte. |
Der Ursprung von Wendhusen geht auf eine Klostergründung im 9. Jahrhundert zurück. Im 13. Jahrhundert wurde es unter der Quedlinburger Schirmvogtei zu einem Damenstift
umgewandelt und in den Bauernkriegen bis auf das Westwerk zerstört. Nach der Säkularisierung hob der damalige Territorialherr Graf Ulrich XI. von Regenstein das Stift
im Jahre 1540 auf und verlehnte das Klostergut zunächst an die Adelsfamilien von Weddelsdorff und von Watzdorff, bevor es schließlich in den Steubenschen Lehnsbesitz überging.
Das benachbarte Rittergut, damals im Besitz der Adelsfamilie von Thal (heute Thale), wird seitdem in den Chroniken als "Wendhusen I" geführt, das Klostergut als "Wendhusen II". |
Das Schloß Schnaditz bei Delitzsch (obere Gerichtsbarkeit, Lehnsherr war Kurfürst Johann Georg III. von Sachsen) kaufte Christoph Otto von Steuben 1678 von der Erbengemeinschaft
der Familie von Bülow. 1686 erbte es sein Sohn Christoph Liborius von Steuben, der die dazugehörige Schnaditzer Kirche im Jahre 1717 umbaute und erneuerte. Nach dem Tode des Christoph
Liborius im Jahre 1738 wurde das Schloß auf Antrag seiner Witwe mitsamt der Ländereien von 1300 Morgen sequestriert und zunächst unter die Verwaltung des Amtes in Düben gestellt.
1757 übernahm es die Familie von Görtz, 1789 die Grafen von Einsiedel zu Schönfeld und Baldria. 1792 ging es in den Besitz des sächsischen Kommissionsrats Christoph Samuel Martini über,
der den 10 Hektar großen Park nach dem Vorbild der berühmten Wörlitzer Schloßparkanlage (bei Dessau) umgestaltete. Bis zum Jahr 1940 blieb das Schloß Schnaditz im Besitz der Familie
Martini. Der letzte private Besitzer Dr. med. Erich Wendenburg wurde 1945 enteignet. |
Die wechselvolle Geschichte des Schlosses führt in das 13. Jahrhundert zurück. Erbaut wurde es um das Jahr 1273. Bodo und Otto "Ritter von Schneuditz" liegen in der Aufstellung der
Gutsherrenschaft zu Schnaditz an erster Stelle. Es folgen Namen wie Albrecht von Oechlitz, Heinrich von Bünau, Nickel von Rabil und Ludwig von Wuthenau. Die längste Zeit (1463-1655)
lebten dort die Familienmitglieder derer von Zaschnitz, durch Einheirat auch mit der Steubenschen Familie verwandt. Einer dieser Schloßherren, Gunther von Zaschnitz, ging seinerzeit
ziemlich unrühmlich in die literarische Geschichte ein: 1532 raubte er die Pferde des Händlers Hans Kohlhaase in Wellaune (damals ein Vorwerk von Schnaditz) - der Fall wurde später
zur Vorlage für die Novelle "Michael Kohlhaas" von Heinrich von Kleist. |
Auch in der NS-Zeit war das Schloß Schauplatz dramatischer Ereignisse: Walter Martini, Sohn des vorletzten Besitzers war mit Marie Oster verheiratet, einer Schwester von Generalmajor
Hans Oster. Dieser war Abwehrchef im Oberkommando der Wehrmacht und als führendes Mitglied der militärischen Widerstandsgruppe am Attentat gegen Adolf Hitler beteiligt. Nachdem der
Anschlag fehlschlug, wurde Hans Oster am 21. Juli 1944 in Schnaditz verhaftet und am 9. Juli 1945 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Nach Kriegsende schließlich diente das Schloß als
Unterkunft für osteuropäische Flüchtlinge. Zu DDR-Zeiten waren in den drei Flügeln unter anderem die Gemeindeverwaltung und ein Kindergarten untergebracht, der bauliche Verfall schien
nicht mehr aufzuhalten. Seit der Wende steht das Gebäude leer, zur Zeit wird das denkmalgeschützte Bauwerk aufwendig restauriert. |
Die Burg Hohenthurm (bei Halle) war im 13. Jahrhundert vermutlich nur wenige Jahrzehnte im Besitz der Steubenschen Familie. Als Lehnsmänner werden in Überlieferungen Volkmar (Wolcmarus Stouve)
und sein gleichnamiger Sohn (Stammvater des Hauses Gerbstedt) genannt. Urkundliche Nachweise dieser Belehnungen sind jedoch nicht mehr vorhanden. |
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